Ein Kommentar:
Die Verantwortlichen der Essener haben es Woche für Woche gepredigt. Es wurde immer wieder die gleiche Platte aufgelegt. Und das ohne eine Abwechslung verschaffende B-Seite. Erst wird analysiert, dann in aller Ruhe entschieden. Daher passt es auch, dass der Findungsprozess vom neuen Sportvorstand Uwe Harttgen nicht zufällig nach einer der vielen schwachen Spiele beendet ist, sondern nach dem 4:0 gegen Velbert.
Nach einem Kantersieg dürfte auch noch kein Trainer beurlaubt worden sein, doch wenn das Puzzle der Verantwortlichen nun zusammengefügt ist, dann spricht auch nichts gegen eine Beendigung der Zusammenarbeit nach einem deutlichen Heimsieg. Doch besonders stilvoll mutet die Entlassung von Wrobel, der in der schwierigen Zeit nach der Insolvenz sehr viel für den Verein geleistet hat, nicht an.
Denn bei RS glühten schon am Sonntag die Drähte, Gerüchte kamen auf, dass Wrobels Demission beschlossen sei, der Nachfolger schon einen Vertrag unterschrieben habe. Vom Verein gab es nur eisiges Schweigen. Wrobel selber schien geschockt, als er auf eine eventuelle Beurlaubung angesprochen wurde. RS erreichte ihn auf dem Weg nach Köln - Spielbeobachtung des kommenden Gegners Wattenscheid 09! Wenn wirklich schon am Wochenende klar war, dass der Coach gehen muss, dann ist es nicht die feine Art, einen fraglos verdienten Mitarbeiter noch nach Köln gondeln zu lassen, um den nächsten Gegner persönlich zu beobachten.
Sportlich macht der Wechsel auf der Kommandobrücke absolut Sinn, auch zum jetzigen Zeitpunkt - bei allen Verdiensten von Wrobel. Denn die Saison ist in der Regionalliga gelaufen, die Ziele werden um Längen verfehlt, nach oben und unten geht kaum noch was, die Mannschaft hat nur konstant bewiesen, dass sie nicht konstant spielen kann. Das Augenmerk liegt daher in erster Linie auf dem Niederrheinpokal-Halbfinale gegen den MSV Duisburg Anfang April. Da könnte so ein Extra-Schub durch einen neuen Trainer gerade richtig kommen. Und mit Blick auf die neue Saison wäre es sowieso ein Tanz auf der Rasierklinge gewesen, wenn man den Trainer nicht ausgetauscht hätte.
Denn ein Fehlstart - aus welchen komplett abstrusen Gründen auch immer - er wäre Wrobel angeheftet worden. Die Messer bei Teilen des Publikums wären vermutlich schon am ersten Spieltag gewetzt. Die Hafenstraße würde gleich zum Saisonstart einem Pulverfass gleichen, das jederzeit hochgehen kann. Diese immense Explosionsgefahr ist nun erst einmal gebannt.Der neue Mann kann die verbliebenen Partien nun nutzen, um das begonnene Casting für die kommende Spielzeit zusammen mit Harttgen in aller Ruhe über die Bühne zu bringen. Nach den bisherigen Darbietungen vieler Spieler dürften noch einige Fotos zu vergeben sein, bevor der Kader für die neue Runde steht...